Wenn die Kälte beißt – Extreme Temperaturen in Lappland
- Michael Seher

- 10. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Im Winter verwandelt sich Lappland in eine glitzernde, stille Eiswelt. Die Sonne steht tief am Horizont, der Schnee knirscht bei jedem Schritt und die Luft ist so klar, dass selbst das kleinste Geräusch weit trägt. Doch Lappland kann auch gnadenlos kalt sein:
In Kittilä, ganz in der Nähe von Ailos Zuhause im Pallas-Yllästunturi-Nationalpark, wurde einmal eine Temperatur von –52,6°C gemessen – der kälteste Wert, der jemals in Finnland registriert wurde.
Solche Temperaturen sind für uns kaum vorstellbar. Wenn es so kalt ist, gefriert Wasser in wenigen Sekunden, Atemluft verwandelt sich in feine Nebelschwaden und sogar der Schnee klingt anders – er „knirscht“ trocken und hart unter den Pfoten. Autoreifen werden spröde, Batterien verlieren ihre Kraft, und selbst Metall kann brechen, wenn man unvorsichtig damit umgeht.
Warum ist es in Lappland so kalt?
Lappland liegt nördlich des Polarkreises. Im Winter steht die Sonne wochenlang gar nicht über dem Horizont – eine Zeit, die man Polarnacht nennt. Ohne Sonnenwärme kühlt die Luft immer weiter ab. Hinzu kommt, dass sich in klaren Nächten eine sogenannte Inversionsschicht bildet: Die kalte, schwere Luft sammelt sich in Tälern, während etwas wärmere Luft darüber liegt. Dadurch kann die Temperatur in Bodennähe auf extreme Werte sinken.
Auch die trockene Luft spielt eine Rolle. In Lappland gibt es im Winter kaum Luftfeuchtigkeit – und trockene Luft kann viel stärker auskühlen als feuchte.
Leben im Land der Kälte
Für Menschen, Tiere und Pflanzen bedeutet diese extreme Kälte vor allem eines: Anpassung. Die Rentiere haben dichtes Fell, das wie ein Thermosmantel wirkt. Ihre Hufe verändern im Winter ihre Form, damit sie auf gefrorenem Schnee nicht ausrutschen. Auch die Menschen in Lappland wissen genau, wie man sich schützt:
Mehrere Kleidungsschichten, gute Stiefel, keine Eile – und immer Respekt vor der Natur.
Ailo und seine Freunde lernen schon früh, dass man bei solch eisigen Temperaturen besser zusammenbleibt. In einer warmen Kota, einer traditionellen finnischen Hütte, oder tief im Schnee, wo es überraschend gemütlich ist, lassen sie die Kälte draußen und genießen die Ruhe des Nordens.
Die Magie der Kälte
Trotz aller Gefahren ist die Kälte in Lappland auch wunderschön. Wenn sich Eiskristalle an Fenstern bilden, leuchten sie im Licht der tiefstehenden Sonne wie winzige Kunstwerke – jedes einzigartig, jedes vergänglich. Genau dieses Schauspiel zeigt das Foto oben, aufgenommen an einem eiskalten Januartag: filigrane Eisblumen, gezeichnet von der Natur selbst.
Die Winter Lapplands erinnern uns daran, wie mächtig und zugleich zerbrechlich unsere Umwelt ist. Kälte ist nicht nur ein Gegner – sie ist auch ein Lehrer. Sie zeigt uns, wie wertvoll Wärme, Freundschaft und Zusammenhalt sind – und dass selbst bei –52,6 °C das Herz warm bleiben kann.


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